Bodysex basiert auf dem Modell der Bewusstseinsbildung des Feminismus. In den 1970er Jahren begann der Feminismus als Bewegung mit sogenannten Bewusstseinsbildungsgruppen. Frauen kamen zusammen um über ihre Erfahrungen in der ersten Person sprechen. Es wurde deutlich, dass alle Frauen eine gemeinsame Erfahrung von Ungleichheit, Diskriminierung und sexueller Unterdrückung hatten. Sie merkten, dass sie nicht alleine waren.

Betty war in derselben Bewusstseinsbildungsgruppe wie Gloria Steinem. Mit Glorias Ermutigung übernahm Betty die Leitung von Gruppen, die „körperliches und sexuelles Bewusstsein schärfen“ sollten, die sie später zu „Bodysex“ verkürzte. Jedes der Rituale in ihrem Workshop sollte Frauen dabei unterstützen, ihren Körper zu lieben und sich voll und ganz der Lust und der Selbstliebe zu widmen.

Fortan gab Betty Bodysex-Workshops und wurde zu einer Ikone in Sachen sexueller Selbstbestimmung und Befreiung von Frauen. 2020 schied Betty glücklich aus dem Leben. Mit all ihren Texten, Videos und Bildern sowie mit Carlin Ross, ihrer langjährigen linken Hand, und etlichen zertifizierten Bodysex-Therapeutinnen weltweit hat Betty uns Frauen ein wunderbares Vermächtnis hinterlassen, in dem sie für alle Ewigkeit weiterlebt.

Das Foto zeigt Carlin Ross, Céline Manon und Betty Dodson (von links nach rechts) im Jahr 2017.

Während eines Bodysex-Workshops teilte eine Frau eine Konversation, die sie mit ihrem Mann gehabt hatte, mit der ganzen Gruppe. Er hatte ihr gesagt, dass mit ihrer Vulva etwas „nicht stimmte“. Denn ihr Mann hatte noch nie asymmetrische Vulvalippen, wie ihrigen, gesehen gehabt. Die Gruppe fragte, ob sie ihre Vulva sehen könnten, um zu sehen, wovon sie sprach. Bevor Betty intervenieren konnte, zeigten die Frauen sich gegenseitig ihre Vulven und jede war einzigartig. In weiteren Gesprächen fanden sie heraus, dass genitale Scham ihren Orgasmus blockierte.

Überleg mal, wie oft wir in unsere Gesichter schauen, doch wir schauen niemals auf unser Sexualorgan. Um lustvoll genießen zu können, dürfen wir lernen die Anatomie unserer Genitalien zu verstehen. Wir dürfen lernen, wo die Körperteile sind, die uns Lust verschaffen und uns zum Orgasmus bringen, wie beispielsweise die Klitoris. Wir dürfen unseren Körper für unsere eigene Lust entdecken und beanspruchen.

Klientinnen werden dabei angeleitet ihre Klitoris, ihren Klitorisschaft, ihre inneren und äußeren Vulvalippen, ihren Beckenbodenmuskel und ihren Harnröhrenschwamm (den G-Punkt) bei sich selbst zu findne und schließlich einen Namen für ihre Vulva zu wählen. Wenn wir unser Geschlechtsorgan betrachten, berühren und benennen, übernehmen wir die Verantwortung für unseren Körper. Dies ist befreiend und lustvoll für dich und diejenigen, mit denen Du deine Lust teilen möchtest.

Betty hatte eine zölibatäre Phase, in der sie stundenlang hingebungsvoll damit zubrachte, sich im Spiegel zu beobachten, während sie verschiedene Masturbationstechniken ausprobierte. Dabei lernte sie, wie sie mehr Energie vor ihrem Orgasmus aufbauen konnte und war dadurch in der Lage, intensivere Orgasmen zu erleben. Durch etliche Versuche fand sie auch Positionen, die gut beim Partnersex funktionieren.

Die Rock’n’Roll-Orgasmus-Technik ist die Grundlage für den sogenannten Kombinationsorgasmus: Stimulation der Klitoris mit vaginaler Zirklusion (die Vagina nimmt einen Gegenstand oder einen Penis auf). Klientinnen lernen, wie sie ihr Geschlechtsorgan stimulieren, ihren Beckenbodenmuskel aktivieren und Energie durch ihren Körper bewegen können, um ihren ersten Orgasmus zu erreichen oder ihren aktuellen Orgasmus zu intensivieren.

Wir Frauen sind so sehr damit beschäftigt, andere zufriedenzustellen, dass wir uns nie die Zeit und den Raum nehmen, um unsere eigenen sexuellen Fantasien zu entwickeln. Wir haben ein komplexes Sexualorgan und einen komplexen Verstand. Es fällt uns viel leichter, in unseren Körper zu sinken und ins Spüren zu kommen, wenn wir unsere Gedanken mit einer Fantasie beschäftigen können. Wir können uns besser auf unsere Körpererfahrung konzentrieren und einen intensiveren Orgasmus erleben.

Es gibt einige wunderbare Ressourcen, die uns helfen, in die richtige Stimmung zu kommen, um zu masturbieren. Vor allem aber helfen sie uns dabei, dass die Masturbationspraxis abwechslungsreich bleibt. Klientinnen werden ermutigt, sich mit verschieden Medien mit erotischem Inhalt auseinanderzusetzten. Anschließend wird darüber diskutiert, was sie am attraktivsten finden. Damit sie verstehen, welche sexuellen Vorlieben bzw. Neigungen sie haben. Es kann sein, dass sie Audioerotik, visuelle Erotik, schriftliche Erotik, Spiegelarbeit oder Sinnes-orientierte Erotik bevorzugen.