Das Erste Mal – eine schmerzhafte Angelegenheit?

Schmerzhaft

Vor meinem Ersten Mal Partnersex, war mir klar, dass es vermutlich erst mal weh tun wird und vermutlich auch bluten wird, weil ja dieses ominöse Jungfernhäutchen reißen muss.

Auch mein Partner wusste es nicht besser.

Also, Augen zu und durch. Oder?

Spoiler altert, dass ist gelinde gesagt totaler Quatsch!

Heute weiß ich: Das Jungfernhäutchen gibt es nicht!

Es gibt die Vaginalekorona, dies ist ein Gewebesaum, der den Vaginaleingang umsäumt und bei jeder Vulva unterschiedlich aussieht. Dieser Gewebesaum ist dehnbar und wenn die Frau erregt genug ist, reißt da gar nichts und blutet auch nicht.

Der Grund warum ich doch geblutet habe – mangelnde Erregung, zu viel Aufregung und Unwissenheit.

 

Mein Erstes Mal Partnersex

Ich wollte mein erstes Mal Partnersex unbedingt. Ich war damals gerade 15 und mein Partner gerade 18.

Ich war super krass in meinen damaligen Freund verliebt und jedes Mal wenn wir uns gesehen haben waren wir quasi am Mund zusammen geklebt. Wir haben stundenlang rumgemacht, wenn wir auch nur irgendwo eine unbeobachtete Ecke gefunden haben. Sweet Memories.

Kurz um ich war bereit und wollte es hinter mich bringen!

Als die Wohnung von seinem Stiefvater übers Wochenende leer war, nutzten wir die Gelegenheit dort gemeinsam unsere erste Nacht zu verbringen. Heimlich!Meine Eltern hätten mir das nie erlaubt und so habe ich sie einfach angelogen und meine Freundin hat mir ein Alibi verschafft.

Kleiner Hinweis an alle Eltern… Verbote sind nicht zielführend vor allem im Bezug auf die Sexualität von Teenagern. 😉
Übrigens findet ihr bei Magdalena Heinzl von sexOlogisch ganz wunderbare Ressourcen zum Aufklären von Kindern und Teenagern.

Ich erlebte in dieser Nacht mein erstes Mal Partnersex gewollt und voller Freude.
Die Wohnung war kalt, es war Winter und die Heizung war aus.
Keine Kerzen, keine Musik, kein Licht. Dafür die Nähe von meinem Herzmenschen und der Verlangen danach dieses Erste Mal endlich zu erleben.
Es war aufregend aber auch super unspektakulär und schnell vorbei.

Der Schmerz und das bluten blieb nicht aus. Die Blutung dauerte noch ein einhalb Tage an.
Ich hab das damals als nicht weiter dramatisch empfunden, da ich genau das ja auch erwartet hatte. Im Kontrast dazu erlebte mein männlicher Partner einen Orgasmus und hatte keine Schmerzen.

Doch auch wenn ich es damals nicht als schlimm empfand, mein Körper hat sich diesen Schmerz gemerkt. Denn unsere Körper merken sich alle schmerzen. Und so war die erste Erfahrung von Partnersex schmerzhaft für meine Vagina. Was ich heute daran schade finde, es hätte nicht sein müssen, doch mein Partner und ich wussten es nicht besser. Wir wussten nur beide das wir mehr wollten und wir wollten besser im Sex werden. Darüber haben wir auch Gesprochen.

 

Das Glück masturbieren zu können

Ich hatte das unglaubliche Glück, dass ich schon mit 14 angefangen hatte zu masturbieren und mit mir selbst regelmäßig Orgasmen erlebte.

Ja, es war Glück. Denn auch wenn meine Eltern viel versäumt haben, was meine Aufklärung anging so haben sie mich zumindest nicht daran gehindert mich selbst anzufassen. Weder als Kleinkind, noch in meiner beginnenden Pubertät. Ich habe keine einzige Erinnerung daran dafür getadelt worden zu sein. Mir wurde lediglich mal gesagt ich solle meine Hände waschen und es nicht in Anwesenheit von anderen Menschen machen sondern in der Privatsphäre von meinem Zimmer. Das half mir in den kommenden Monaten herauszufinden wie ich auch beim Partnersex einen Orgasmus erleben konnte, nämlich in dem ich meine Klitoris mit meiner Hand stimulierte. Es wäre so viel schöner gewesen wenn ich das von Anfang an gewusst hätte.

 

Informationsmangel?!

Kurz um mir haben Grundlegende Informationen über Sex gefehlt bevor ich zum ersten Mal Sex hatte, da der Aufklärungsunterricht sich leider nur auf Verhütung und das Vorbeugen von Geschlechtskrankheiten beschränkte. Meine Eltern haben nie mit mir über Sex gesprochen und auch sonst gab es niemand den ich damals hätte fragen können. Es gab auch keine Bücher in unserem Haushalt wo ich unauffällig nachsehen hätte können.

Was ich gern vor meinem Ersten Mal Partnersex gewusst hätte:

 

Jede Person kann und sollte sich zuerst selbst penetrieren, bevor ein anderer Mensch in den eigenen Körper eindringt. Dafür kannst Du einen Dildo, deine Finger aber auch einen selbst geschnitzten Gemüsedildo zB. Zucchini oder Karotte (Kondom drüber ziehen) verwenden.

Was genau Konsens eigentlich ist, wäre wirklich wichtig gewesen. Wer mehr über Konsens lernen möchte: Betty Martin (Buch‚The Art of Receiving and Giving‘) oder bei PUMA

Ich hätte gerne die echte Anatomie meiner Vulva, meiner Klitoris und meiner Vagina gekannt.
Bitte kauf dir das Buch:
‚Frauenkörper neu gesehen.‘ . Dadurch hätte ich ein besseres Verständnis für meinen Körper gehabt. Und auch ein Bild davon wie eine erregte Vulva aussieht.

Das Jungfernhäutchen gibt es nicht. Lediglich eine Vaginalekorona einen Gewebesaum, der den Vaginaleingang umsäumt (und ihn nur in sehr seltenen Fällen vollständig verschließt!) und der bei jeder Vulva einzigartig ist. Er ist dehnbar und muss nicht erst reißen damit wir penetrativen Sex haben können.

Das Menschen unterschiedliche Erregungsmuster haben und warum das relevant für Partnersex ist.
Die Klitoris bekommt genauso wie der Penis eine Erektion und braucht dafür ca. 20 Minuten. Um eine vollständige Erektion zu bekommen, muss die Person adäquat stimuliert werden oder sich selbst stimulieren. Dann ist Penetration ohne Schmerzen möglich.

Das Verhütung und Kondome wichtig sind wurde in uns im Schulunterricht regelrecht ‚rein geprügelt.‘ Das die Kondome dem Penis auch passen sollten, wurde uns nicht mitgeteilt. Es ist einfach: Penis mit Messband messen und die passende Größe raussuchen.

Erregung erkennt man nicht zwingend daran wie feucht eine Vagina ist oder wie hart erigiert der Penis ist. Der Körper kann auf sexuell relevante Reize reagieren obwohl wir nicht erregt sind (mental und seelisch) und umgekehrt. Deshalb Gleitgel. Ich hätte gern gewusst das Gleitmittel Sex besser macht. Auch hätte ich gern gewusst welche Unterschiede es gibt.

Hygiene. Sowohl ich selbst als auch mein Partner wussten schon das es wichtig ist sich die Hände zu waschen bevor wir unser Genitalien berührten. Auch das es sinnvoll ist nach penetrativem Sex zum pinkeln zu gehen wussten wir.

Penetration sollte immer langsam und im Konsens erfolgen. Die Vagina öffnet sich wenn sie bereit ist penetriert zu werden, wie eine Blume.
Die Vulvalippen sind stark durchblutet und die Frau hat das Verlangen danach penetriert zu werden.
Die Frau bestimmt die Geschwindigkeit der Penetration und das ist am Anfang sehr langsam.
Du kannst dich dabei an deinem Atem orientieren. Mit jeder Einatmung, entspannst Du deinen Beckenbodenmuskel und mit jeder Ausatmung ziehst Du ihn zusammen. Das kannst Du nutzten um den Penis ganz langsam und achtsam ich dich gleiten zu lassen.
Du atmest den Penis (gilt auch für Dildos oder Hände) förmlich ein.
Stimuliere in dieser Zeit deine Klitoris. Du kannst auch bei jeder Einatmung, dein Becken leicht nach vorne rollen um dem Penis deines Partners entgegen zu kommen.
Dein Partner bewegt sich erst Mal nur minimal und sehr langsam – wenn überhaupt.

Nach dieser Anleitung machst Du das was Betty Dodson: ‚Run the Fuck‘ nannte.

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