In meinem Körper angekommen

Ein heisser Samstag im Juni  – Tag 1 in Bern

Dies ist mein erster Bodysex® Workshop als Kursleiterin. Céline kommt aus Deutschland um mich zu unterstützen, als Co-Kursleiterin, Stunt-Cunt und vor allem als Freundin, die bedingungslos an mich glaubt. Ich fühle mich wohl in Gesellschaft der Bodysex Schwestern, ich spüre immer wieder selber, wie wichtig dieser Support ist, den wir uns gegenseitig geben. Deshalb bin ich auch überzeugt, dass ich das Richtige tue, wenn ich Bodysex Kurse anbiete.

So sind wir eine kleine Gruppe, die sich am Samstagnachmittag in Bern einfindet. Carlin Ross hat einmal gesagt, «jede Gruppe ist die richtige Gruppe». Entsprechend fühle ich mich auch sicher, dass es ein guter Workshop wird, der genau in dieser Zusammensetzung stattfinden soll. Interessanterweise sind es vor allem Frauen, mit denen ich schon lange gemeinsam unterwegs bin. Dieser Fakt hilft mir, nach einer vollen Arbeitswoche in die Ruhe zu kommen, welche ein solcher Workshop erfordert.

Goldener Raum – goldene Sprachen

Kurz vor dem Eintreffen der drei Kursteilnehmerinnen kann ich auch die letzten Zweifel beiseitelegen und bereite mich und den Raum vor. Céline hat dazu ein Mantra ‘My Body is Beautiful’ von Beautiful Chorus laufen lassen. Im ersten Moment habe ich mich dagegen gesträubt. Danach konnte ich mich aber hineinfallen lassen und meinen Platz im Workshopraum mit der goldenen Wand einnehmen.

Zu Beginn herrscht im Kreis eine freudig aufgeregte Stimmung. Diese leichte Anspannung als Teilnehmerin, wenn noch nicht klar ist, ob die Entscheidung tatsächlich richtig war und der Workshop wirklich das Passende ist. Trotz der überschaubaren Grösse des Kreises, sind Menschen aus drei Nationen und mit unterschiedlichen Muttersprachen präsent. Wir einigen uns darauf, den Kurs in Deutsch zu führen und wenn nötig, Teile auf Englisch zu übersetzen. Alle Teilnehmerinnen können in der Sprache sprechen, in welcher sie sich am wohlsten fühlen.

My Body is Beautiful

Ich eröffne die Runde und spreche darüber, wie ich mich momentan in meinem Körper fühle und wie zufrieden ich mit meinem Orgasmus bin. Vom Bodysex Kurs im April habe ich eine Beobachtung mitgenommen. Als Frau ist es nicht selbstverständlich, dass ich seit meiner Pubertät immer etwa gleich viel wiege. Über diesen Zeitraum hat sich höchstens das Verhältnis von Fett- und Muskelmasse je nach Trainingsintensität etwas verschoben. Ansonsten passe ich immer noch in Kleidung, welche ich besitze, seit ich 15 Jahre alt bin.

Je älter ich werde, desto mehr erkenne ich, wie wertvoll mein Körper für mich ist. Lange glaubte ich, ein Kopfmensch zu sein. Mein Körper musste funktionieren und sich meinen Gedanken unterordnen. Unter anderem durch Bodysex habe ich begonnen, diese Glaubenssätze aufzubrechen. Ich versuche mehr auf meinen Körper zu hören und kann dies immer wieder umsetzen. Je länger ich auch mit meinem Körper unterwegs bin, desto mehr lerne ich ihn schätzen und lieben. Immer wieder entdecke ich Elemente, welche mir gefallen. Dass meine Brüste genau in meine Hände passen, ist so ein Element, oder der Fakt, dass mein Ringfinger krumm ist und dies meine Hände einzigartig macht. Dass ich eine Brille benötige, war für mich immer schon cool: so habe ich ein Schmuckstück sicher immer dabei. Meine Haare, die sich trotz bleichen, färben und viel Schwimmen immer noch wunderbar anfühlen.

Natürlich gibt es auch Dinge, welche mich frustrieren. Dass ich gewisse Lebensmittel meiden muss, um meine Verdauung nicht zu überfordern, dass ich eine schlechte Wundheilung habe, oder dass ich gefühlt immer unter einer Grundanspannung stehe. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass ich meine Masturbationspraxis oft nicht so priorisiere, wie ich es gerne würde. Mit den Orgasmen, welche ich haben kann, bin ich zufrieden, bin jedoch überzeugt, dass ein entspannter Körper mehr fühlen könnte.

Erkenntnis unter Freundinnen

Beim Teilen erzählt eine Teilnehmerin zuerst, wie sie sich mit ihrem Orgasmus fühlt und dass die Masturbation ein Teil ihres täglichen Rituals geworden ist. Genau diese Einstellung möchte ich irgendwann auch haben können. Danach verstummt sie aber und geht nicht auf den zweiten Teil der Frage ein. Dass die Frage «wie geht es dir mit deinem Körper» zu viel sein kann, ist nicht unüblich bei Menschen mit Vulva. Dennoch betrübt es mich, dass diese Frage so tief geht, dass jemensch in Tränen ausbricht. Diesen Moment auszuhalten und Raum dafür zu bieten, ist mir in diesem Fall sehr schwer gefallen. Noch immer ist mein erster Impuls den Menschen in den Arm zu nehmen und versuchen, Trost zu spenden. Ich war froh, hat Céline in diesem Moment die richtigen Worte gefunden und den Raum geöffnet, dass durch das Aushalten dieser Frage für die Teilnehmerin mehr passieren konnte, als wenn ich aus Unsicherheit einen Versuch zu Trösten unternommen hätte.

Namen als Prozess

Das Betrachten der Vulven war ein unglaublich toller Moment. Wir alle hatten Freude uns zu zeigen, es fühlte sich in diesem Rahmen auch sehr natürlich an. Der für mich schwierigste Moment ist, wenn die Vulva getauft werden soll. Ich frage mich dann, ob ich als Leiterin genügend Ideen habe, um Vorschläge zu bringen. In diesem Workshop hat eine Teilnehmerin gesagt, dass sie zwar einen Namen für ihre Vulva hatte, dieser sich aber mittlerweile unpassend anfühlt und der Prozess für die Findung eines neuen Namens noch nicht abgeschlossen ist. Diese Aussage hat mir so viel Ruhe gegeben. Damit kam auch die Gewissheit, dass immer ein Name da sein wird, wenn es passt und dass auch kein Name im Moment stimmig sein kann; nicht aus Sprachlosigkeit, sondern als Teil eines Prozesses.

Mit diesen Eindrücken und der anschliessenden Vulvamassage, hat sich der erste Nachmittag dem Ende zugeneigt. Die sommerlichen Temperaturen haben dazu verlockt, noch in die Aare schwimmen zu gehen.

 

 

Neugierig?

Als Vorbereitung auf unseren nächsten Workshop im April, habe ich mich mit den Workshops vom letzten Jahr auseinandergesetzt. Willst du Teil des Women’s Pleasure Retreat am Chiemsee sein, dann schreib mir.
Im 1 zu 1 Coaching gehe ich auf deine individuellen Bedürfnisse und Wünsche ein. Jeder Mensch kann diese intensive Lust erleben.
Du auch!